Genossenschaft |
20.07.2015

Mit Recht und Gesetz für die Genossenschaft

Zeitzeugen | 1980er Jahre

41 Jahre Ehrenamt für die Genossenschaft kann Lothar Kretzschmar für sich verbuchen: Zuerst ab 1972 als Mitglied des Vorstandes und ehrenamtlicher Justiziar bis 1989, mit der politischen Wende dann stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender und ab 1999 Vorsitzender des Aufsichtsrates bis zu seinem Ausscheiden 2013. Dabei war der gelernte Möbeltischler und spätere Pädagoge nach seinem Jurastudium an der Humboldt-Unversität zu Berlin als Diplom-Jurist und seit 1991 als zugelassener Rechtsanwalt für einen überregionalen Genossenschaftsverband tätig. Lothar Kretzschmar war bereits seit 1960 Mitglied der AWG „Frohe Zukunft“, „um wie viele eine langersehnte Wohnung zu bekommen.“ Zwölf Jahre und acht Monate sollten ins Land gehen, ehe er mit seiner Familie 1973 eine Neubauwohnung in der Südstadt beziehen konnte.

Lothar Kretzschmar © FZWG
Lothar Kretzschmar © FZWG
Chronik: Die 80er Jahre © FZWG
Chronik: Die 80er Jahre © FZWG
Die Ehrenurkunde und Ehrennadel von Lothar Kretzschmar © FZWG
Die Ehrenurkunde und Ehrennadel von Lothar Kretzschmar © FZWG

Qualitäts- und Mangelfragen

Lothar Kretzschmar war als Mitglied des Vorstandes und ehrenamtlicher Justiziar für die innere Rechtsordnung und Rechtsarbeit in der Genossenschaft zuständig. Er klärte Vertrags- bzw. Qualitäts- und Mängelfragen mit den ausführenden Baubetrieben und -kombinaten: „Gemeinsame Wohnungsabnahmen durch Vertreter des Baubetriebes, der Stadt und der Genossenschaft waren zwingend vorgeschrieben. Gab es Mängel, wurden sie zumeist in eigenverantwortlicher Klärung untereinander, so wie es das Vertragsgesetz der DDR vorsah, behoben. In 80 Prozent der Fälle gelang das auch.“

Wohnungen = Mangelware

Er erinnert sich, wie „wir mit den staatlichen Lenkungsorganen um jede Wohnung kämpften. Wohnraum blieb trotz des Baubooms ab der 1970er Jahre Mangelware „... und war in der damaligen DDR kontingentiert. Die staatlichen Organe sollten die Verteilung lenken, aber haben es wohl eher verlenkt“, blickt er heute mit Humor auf eine schwere Zeit zurück. „Es gab viele Streitgespräche, insbesondere mit der SED-Stadtleitung, die mit ihren Weisungen Wohnraum nach gut Dünken verteilte, ... die Autonomie der Genossenschaft war eingeschränkt.“ Erst mit der Wende erhielten die Genossenschaften auch den Stellenwert in der Unternehmensvielfalt, der ihnen bisher durch die Partei und Staatsorgane durch restriktive Maßnahmen versagt wurde.

Zur Wohnraumlenkung hatte man hingegen einen guten Draht. „Der ehrenamtliche Vorstand um Ernst Marin, Rolf Kirchner oder Waldemar Müller sowie der hauptamtliche Geschäftsführer Otto Wahl und der Technische Leiter Dieter Birke haben sich unermüdlich für die Genossenschaft und die Mitglieder bei der Zuweisung der Wohnungen eingesetzt. Für diese Leistung gebührt ihnen bis heute großer Dank.“

80er: Das Jahrzehnt zwischen Bauboom und Wohnungsmangel © VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1983
80er: Das Jahrzehnt zwischen Bauboom und Wohnungsmangel © VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1983
Wohnraum war Mangelware © Familie Glessner
Wohnraum war Mangelware © Familie Glessner
80er: Gute Stimmung trotz schwerer Zeiten © Familie Rucho
80er: Gute Stimmung trotz schwerer Zeiten © Familie Rucho

Wende kam ohne Blutvergießen

Die Wende kam, wie er sagt, „überraschend und ohne Blutvergießen. Aber es entstand zunächst ein gewisser Leerraum mit der Frage: Was wird mit der Genossenschaft und seinen Mitgliedern, wie geht es weiter? In der DDR gab es Vollbeschäftigung und die Mangelware Wohnraum, jetzt plötzlich standen die Vorzeichen anders herum. Gut, in den Anfängen nach der Wende, mag das noch kurrzeitig im alten Trott weitergegangen sein, aber dann spürte man, jetzt entstand ein Wettbewerb auf dem Wohnungsmarkt. Aus der ehemaligen Vermietungs- und Verwaltungsgenossenschaft ‚Frohe Zukunft’ musste ein modernes, den Ansprüchen und Forderungen der Mieter und Wohnungssuchenden entsprechendes Wohnungsunternehmen entstehen, um sich damit auf dem Wohnungsmarkt beweisen zu können. Durch die Schaffung neuer Geschäftssfelder wie z.B. einer genossenschaftlichen Spareinrichtung und der Service GmbH als Tochterunternehmen u.v.m. hat sich die Genossenschaft den neuen Herausforderungen gestellt."

Für Rechtsanwalt Lothar Kretzschmar und damaligem Aufsichtsratsvorsitzenden war damals und heute klar, sich hier zu engagieren: „Mein Leben, das war auch die Genossenschaft.“

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Diesen und weitere spannende Zeitzeugenberichte finden Sie in unserer Chronik. Diese ist in unserem Wohn- und Spargeschäft für nur 14,99 € erhältlich.

Auf 168 Seiten wird die aufregende 60-jährige Geschichte unserer Genossenschaft mit persönlichen Erfahrungsberichten und historischen Materialen erzählt. Ein Zeitdokument, das sicherlich FZWG-Geschichte schreiben wird und die Basis für weitere Kapitel bildet.

Über die Autorin

Gemeinsam mit Cornelia Heller, Dipl. Journalistin aus Magdeburg, ließen wir mithilfe alter Dokumente, Erzählungen und Briefe unserer Mitglieder die Geschichte unserer Genossenschaft lebendig werden.

Durch die zahlreichen Einzelinterviews schuf Sie ein einzigartiges Zeitdokument.

 

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Im Mehrgenerationenhaus „Pusteblume“ begegnen sich Alt und Jung, helfen einander, bringen ihre Erfahrungen und ihr Können ein. Es gibt wöchentliche Workshops. Bei der Themenwahl richtet sich der Veranstalter nach den Bedürfnissen der Besucher. Mögliche Themen sind Videotelefonie, Online eine Reise buchen, erste Schritte mit dem Smartphone oder Tablet, Bildbearbeitung, Soziale Netzwerke, Computer-Einstieg, E-Mail - Der moderne Brief. Mit den Workshops werden Sie an die modernen Medien herangefährt und Sie haben die Möglichkeit, verschiedene Geräte auszuprobieren.

Adresse: AWO SPI GmbH, Mehrgenerationenhaus "Pusteblume", Zur Saaleaue 51a, 06122 Halle (Saale)
Ansprechpartnerin: Lucy Kluge, Telefon: +49 0345 / 68 69 48 10, E-Mail: mghhalle@spi-ost.de

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